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Internationale Demonstration. Galiza
by NUNCA MÁIS - NIE WIEDER! Wednesday November 12, 2003 at 08:18 PM

Internationale Demonstration NUNCA MÁIS - NIE WIEDER! 16. November 2003 Santiago de Compostela

NUNCA MÁIS - NIE WIEDER!

Der angeschlagene Öltanker Prestige, der 77.000 Tonnen Heizöl transportierte segelte sechs Tage unter der Beobachtung der spanischen Behörden, nachdem sie über die Situation informiert wurden. Das Schiff befand sich 130 Meilen vor Fisterra. Es gab ein Leck im Rumpf und es neigte sich um 40°. Anstatt das gebrochene Schiff in einen sicheren Hafen zu ziehen, um das Öl umzulagern entschloss man sich es inmitten eines Sturms fort zu schaffen, einer schwankenden Route folgend die die weitere Verschüttung des Öls ermöglichte, die daraus resultierende Schädigung des Schiffes beschleunigte und das Sinken des Tankers in 3,5 km Tiefe verursachte.
Das ökologische Desaster

Laut offizieller Berichte verbleiben 14.000 Tonnen Rohöl die es noch ab zu pumpen gilt. Das kommt einer Gesammtsumme von 63.000 Tonnen Öl gleich, die immernoch an mehr als 1.000 km Strandfläche aussergewöhnlicher Landschaft, mit einer Vielfalt an Flora und Fauna, sehr wichtigen ökologischen Plätzen, wie Naturparks oder Naturschutzgebieten in der vom Aussterben bedrohte Tiere leben, angespült werden.

Jede Tonne dieses Ölteppichs - die in französischer, russischer oder angelsächsischer Terminologie jeweils in Nummer 2, 6 oder M-100 klassifiziert wird - enthält 350 Gramm eines krebseerregenden Gemischs aus Schwermetallen die sich zu polyzyklischem aromatischen Kohlenwasserstoff (PAK) verbinden. Die sehr hohe Fortdauer von PAK in der Nahrungsmittelkette liegt an der hohen Toleranz bei bakterieller Aktivität. Die Techniken biologischer Regenerierung sind in diesem Fall nicht effektiv, da das Potential des biologischen Abbaus hier nur bei etwa 15 % liegt.

Meeressäuger und Küstenvögel waren die ersten Opfer des Ölteppichs, die auch den Tod des deutschen Einsiedlers verursachte, der in Camelhe lebte. Statistischen Schätzungen zu Folge und Bezug nehmend auf Exxon Valdez (Alaska, 1984: 38.800 Tonnen Öl) rechnet man mit 300.000 bis 650.000 toten Vögeln. Dies könnte auch Effekt auf den sehr hohen Bestand an Fischen und Krustentieren haben was auf die Rechnung von 84 % der galizischen Wirtschaft geht. Über 1.500.000 Menschen, die 50 % der gesamten galizischen Bevölkerung ausmachen leben an der Küste und sind von dieser wirtschaftlichen Aktivität abhängig.

In Anbetracht der sehr starken Verbindung der Galizier mit dem betroffenen Ökosystem und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass dieses Giftgemisch schwer abbaubar ist, wenn es erst einmal in die Nahrungskette gelangt ist, ist es absolut notwendig über das durch das Öl verursachte schlimmste ökologische Desaster in der Geschichte zu reden (5 Öl-Katastrophen in den letzten 10 Jahren). Die Auswirkungen werden die nächsten Jahre durch ernsthaften Konsequenzen auf die Gesundheit der Menschen zu spüren sein.

Das soziale Echo
Polycommander, Urquiola, Erkowit, Andros Patria, Casón, Aegean Sea... Prestige. Die Regierung des von Ölpesten häufigsten betroffenen Landes hat auf unerklärliche Art und Weise verpaßt vorbeugende Maßnahmen zu treffen, um das zweifellos vorherzusehende Desaster zu verhindern. Das Fehlen von Entseuchungs-Ressourcen zwang die Seeleute und KrebsfischerInnen dazu sich dem Kampf gegen den Ölteppich direkt zu stellen, auf ihren herkömmlichen Booten und mit neu erfundenen Gerätschaften um den Schlick mit ihren bloßen Händen zu entfernen. Die fehlende Koordination zwischen staatlichen und regionalen Behörden wurde durch die Auto-Organisation der Seeleute wieder ausgeglichen, die spontan tausende Menschen mobilisierten, die kamen und bei den Reinigungsarbeiten halfen. Während die Bevölkerung gegen den fortlaufenden Ölschlick kämpft, weigern sich die Behörden die Ausmaße dieser Ölpest und die Auswirkungen im Parlament und den Massenmedien einzugstehen.

Diese Sitation veranlaßte die galizische Gesellschaft einstimmig dazu an der größten Demonstration aller Zeiten teil zu nehmen, auf der im Regen und unter Schirmen am 1. Dezember 2002 in Santiago de Compostela, der Hauptstadt von Galizien das Nunca Máis Manifest einige male verlesen wurde. Zu dieser Demonstration wurde von einer BürgerInnen-Initiative aufgerufen, an der sofort tausende Menschen und hunderte Gruppen und Verbände aus Galizien, aber auch von außerhalb ihre Teilnahme ankündigten. Dieses Kollektiv forderte den Beginn eines Mechanismus' der die Wiederholung derartiger Katastrophen verhindern soll, z.B. die Bereitstellung nötiger Ressourcen zum beheben ernsthafter wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Auswirkungen die von dem Meeresdesaster herrühren.

Die Vorlegung einer Klage gegen die technischen und politischen Verantwortlichen identifizierte eine Menge bedeutender Top-Beamte der spanischen Partei Partido Popular. Diese politische Organisation intensivierte eine Kampagne zur Kriminalisierung der BürgerInnen-Initiative indem sie demokratische Institutionen benutzte die sich stufenweise in Zensur- und Repressionspraktiken äußerte, während das herangespülte Öl in den Massenmedien verschwiegen wurde. Die Antwort auf diese unverantwortliche und undemokratische Haltung war die Verlesung des Manifest vor ungefähr 1 Million Menschen, die am 23 Februar 2003 an der Demonstration in Madrid, der Hauptstadt Spaniens teilnahmen.

Sechs Monate nach dem Sinken war der Tanker noch immer ein Verschmutzungsherd, der das Hissen der blauen Flagge nach sich zog, da touristische Strände mit Öl-Müll verschmutzt waren. Während die Regierung aufgrund des hohen Giftgehalts der untersuchten Exemplare noch immer das Verbot aufrecht erhält nach Krebsen zu fischen, blockt die spanische Partei Partido Popular die Forderungen an das galizische Parlament und den spanischen Kongress die Fakten zu begründen, sich den Konsequenzen zu stellen um eine Wiederholung so einer Tragödie zu verhindern. Das war auch der Grund, warum am 14. Juni 2003 eine internationale Demonstration in Brüssel stattfand, wo das Manifestationsbündnis die Tatsachen anprangerten und um die Bildung eines Untersuchungs-Ausschußes im Europa Parlament bat, was zumindest offiziell gestellt wurde.
Ein Jahr danach
Vor der galizischen Küste findet 10 % des weltweiten Schiffverkehrs statt und 70 % des europäischen Erdöls kommt hier vorbei. Der technische Zusammenbruch der Prestige wurde nur zu einer Katastrophe da es an Koordination und Voraussicht der spanischen Behörden mangelte, die in dem weltweit am häufigsten von Ölpest betroffenen Land über keinen Notfall-Plan oder Entseuchungs-Mittel verfügt.

Ein Jahr danach segeln noch immer ein-wändige Öltanker unter der Flagge der Bequemlichkeit völlig ungestraft durch den Meereskorridor von Fisterra.

Ein Jahr danach, sind die technischen und politischen Verantwortlichen immer noch in ihrem Amt.

Ein Jahr danach haben wir immer noch keinen Notfall-Plan, der das Funktions-Protokoll berücksichtigt, die die Aufhebung ähnlicher Eventualitäten erlaubt.

Ein Jahr danach ist der einzige Plan, den wir haben ein Wahlversprechen ohne wirtschaftlicher Grundlagen.

Ein Jahr danach haben wir noch immer keine Aufsichtsinstanzen oder Rettungs-Organisationen sowie genügend motorisch angetriebene Schlepper oder Rettungs-Häfen für Unfälle.

Ein Jahr danach haben wir keine Ressourcen wie Entseuchungs-Schiffe, Sicherungs- und Absaugungsbarrieren, Kellen, Speicher und Zentren entlang der Küste, die Filtermasken, Reinigungsmaterial, Markierungspunkte oder Flutlichter bieten um den schnellen Einsatz spezieller Reinigungs-Teams zu gewährleisten.

Ein Jahr danach könnte sich das Prestige Desaster unter den selben Umständen wiederholen.

Deshalb wird Galizien ein Jahr später erneut sagen:
NUNCA MÁIS - NIE WIEDER!
Internationale Demonstration
NUNCA MÁIS - NIE WIEDER!
16. November 2003
Santiago de Compostela

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