arch/ive/ief (2000 - 2005)

Der Kongress der kämpferischen Erwerbslosen tagte die letzten zwei Tage in der Business-School "Vlekho".
Zwei Tage lang wurden von Arbeitsloseninitiativen aus ganz Europa Themen wie Mindestlöhne, Unsichere Arbeitsplätze und Arbeitslosigkeit diskutiert.
Während zwei anstrengender Tage präsentierten sich die einzelnen Gruppen mit Rednern von sachlich kompetent bis "Schlaftablette kombiniert mit Brechmittel" und es wurden Arbeitsgruppen zu einzelnen Themen zur Erarbeitung einer Abschlussdeklaration gebildet.

Es ist der beissende Widerspruch zwischen Veranstaltung und Veranstaltungsort zu bemerken - in der Business School werden die Verwalter der Arbeitslosen von Morgen ausgebildet, zu eingebildeten Human Resource Managern, die dafür sorgen werden dass der Begriff "Menschliches Material" nicht in Vergessenheit gerät.

Nach zwei Tagen gelaber (es wurde auch gearbeitet, dennoch viel gelaber) hatten die meisten Angereisten genug und es wurde am Morgen des heutigen Tages beschlossen eine bis zum letzten Moment geheimgehaltene "friedliche Aktion" zu starten.
Um 12.15 versammelten sich ca. 250 Menschen vor der Business School - sie zogen ohne Anmeldung auf die Strasse und in Richtung "Finance Tower" - einem sehr imposanten Gebäude mit finanzfaschistoider Klotzarchitektur - daran vorbei und vor das Finanzministerium, dass im Angesicht der nahenden Gruppe seine eisernen Tore schliessen liess. Für Leute, die eh schon fast auf der Strasse leben ist es auch kein Problem ihre Rede auf der Strasse zwischen Finanzministerium und Nationalbank zu halten. Während ein paar, roten Rauch produzierende Fackeln abbrannten und das Eisentor mit Stickern zugepflastert wurde hielt ein Mensch eine laute Rede ohne Megaphon, die hauptsächlich zum Ausdruck bringen sollte, dass die Arbeitslosen und Armen sich von der EU nicht durch ein herabsetzen der Armutsgrenze aus der öffentlichen Wahrnehmung drängen lassen werden.
Die Polizei trat nicht in Erscheinung - anscheinend wider erwarten der Demonstranten.
Die Siegesstimmung kippt langsam in Richtung der Erkenntnis, dass sie nichts gegen die sie umgebenden, übermächtigen Institutionen ausrichten können - sie entschliessen sich weiterzuziehen und sind froh nicht verhaftet worden zu sein.
Nachdem sie an der Nationalbank vorbeigezogen sind verlasse ich die Demo in Richtung IMC...

Später sehe ich die ganze Gruppe auch auf der Gewerkschaftsdemo wieder - es scheint also soweit alles klar gegangen zu sein.

j.on
j.of